Wenn man in der Entwicklung des Kaminkehrerhandwerks einmal eine kurze Rückschau hält, so stellt man fest, dass dieses Handwerk im Vergleich zu anderen Handwerkszweigen noch verhältnismäßig jung ist.
Der Kaminkehrerberuf entwickelte sich im Mittelalter. Die fortschreitende Wohnkultur, insbesondere die Aufteilung der Wohnhäuser in mehrere Räume, zwang nach neuen Wegen zu suchen, um die bei der Verbrennung auf der offenen Feuerstätte anfallenden Rauchgase ins Freie zu leiten. Es entstanden die ersten Rachfänge und Kamine. Diese waren besteigbar und größtenteils aus Holz gebaut. Erst später ging man dazu über, die Holzkamine mit Lehm zu verputzten. Sie bedeuteten jedoch eine ständige Gefahrenquelle, die schon im Sachsenspiegel (13. Jahrhundert) berücksichtigt wurde. Dort heißt es nach heutiger Sprachweise etwa: „ Ein jeder soll behüten und beschützen seine Ofen und seine Feuermauer, dass die Funken nicht fahren in des Nachbars Hof und ihm schaden.“
Der in den Kaminen sich absetzende Ruß und die dadurch verursachten Rußbrände, welche häufig zu Feuersbrünsten führten, machten eine Kaminreinigung zwingend erforderlich. Sie wurde zuerst vom Gesinde des Hauses ausgeführt. Einige dieser Leute spezialisierten sich bald auf die Ausübung der Kaminreinigung und boten ihre Dienste Standesherrn und Hausbesitzern an. Von diesen bekamen sie zur Ausübung ihrer Kehrarbeiten nach und nach bestimmte Rechte zugestanden. Sie waren die ersten Kaminkehrer. Sehr schnell erkannte man den Vorteil dieser Spezialhandwerksarbeit und strebte nach einer regelmäßigen Kaminreinigung. So besagte eine städtische Feuerordnung aus dem Jahre 1679, dass der Hauswirt gehalten ist, zur Verhütung von Feuersbrünsten seine Kamine des öfteren reinigen zu lassen und bei Nichtbefolgung mit hoher Strafe rechnen müsse. In einer Verordnung von Friedrich des Großen aus dem Jahre 1765 wird schon von einem Kehrzwang gesprochen. Im Laufe der zeit trat die Bedeutung des Kaminkehrerberufs, im Sinne des vorbeugenden Brandschutzes tätig zu sein, immer mehr in Erscheinung.